Es gibt wütende Reaktionen aus den USA, weil Huawei es wieder getan hat: Laptops mit Intel-Prozessor auf den Markt bringen

Einmal mehr stehen in den USA wirtschaftliche Interessen politischen Fragen und Sicherheitsaspekten gegenüber.

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China steuert auf die nächste Runde zu. (Bild: stock.adobe.com - Vitaly Korovin) Der Handelskonflikt zwischen den USA und China steuert auf die nächste Runde zu. (Bild: stock.adobe.com - Vitaly Korovin)

Der chinesische Hersteller Huawei hat vor Kurzem die neueste Version seines Matebook-X-Pro-Laptops für den dortigen Markt vorgestellt. Wie schon so oft in der Vergangenheit setzt auch dieses Modell auf einen Prozessor von Intel, doch das sorgt nun in den USA teils für großen Unmut.

Was ist der Grund für die Reaktionen? Hintergrund ist der schon seit Jahren andauernde Handelsstreit zwischen den USA und China, wie Reuters berichtet.

  • So lange läuft der Handelsstreit bereits: Seit dem Jahr 2019 unterliegt der Handel von US-Unternehmen mit vielen chinesischen Firmen strengen Auflagen, darunter auch Huawei.
  • Wieso Intel trotzdem (noch) an Huawei verkauft: Es gibt unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit, Ausnahmelizenzen für den Handel mit China zu erhalten. Das hat auch Intel genutzt, um die eigenen Chips weiter an Huawei verkaufen zu können.
  • Enttäuschte Hoffnung auf ein Auslaufen der Sonderlizenz? Laut Reuters waren Kritiker dieser Regelung zuletzt ruhiger, weil sie davon ausgegangen sind, dass die Sonderlizenz Intels in diesem Jahr ausläuft. Die Vorstellung des unten zu sehenden Matebook X Pro hat jetzt offenbar Zweifel daran geschürt, inwiefern das wirklich der Fall sein wird.

Das Matebook X Pro ist trotz Intels schnellem Core-Ultra-9-Prozessor nur 980 Gramm schwer und 13,5 Millimeter flach. Das Matebook X Pro ist trotz Intels schnellem Core-Ultra-9-Prozessor nur 980 Gramm schwer und 13,5 Millimeter flach.

Die Reaktionen im Detail

Der Kongressabgeordnete Michael Gallagher, der den Vorsitz im Sonderausschuss des Repräsentantenhauses zu China innehat, äußerte sich gegenüber Reuters folgendermaßen zu dem Fall:

Eines der größten Rätsel in Washington D.C. ist, warum es das Handelsministerium weiterhin zulässt, dass US-Technologie an Huawei geliefert wird.

Noch deutlichere Worte findet sein Parteikollege Michael McCaul, der ebenfalls Kongressabgeordneter ist:

Diese Genehmigungen müssen aufhören. Vor zwei Jahren wurde mir gesagt, dass die Lizenzen für Huawei gestoppt würden. Heute sieht es nicht so aus, als ob sich die Politik geändert hätte.

Ein besonderes Jahr: Nicht zu vergessen ist bei den verärgerten öffentlichen Reaktionen vermutlich auch, dass es sich um ein Wahljahr handelt.

Am 5. November findet die 60. Präsidentschaftswahl statt. US-Präsident Joe Biden von der Demokratischen Partei tritt gegen Donald Trump von den Republikanern an.

Kritik an der Kritik

Sowohl die Handelsrestriktionen als auch die möglichen Ausnahmen davon sind während der Präsidentschaft von Donald Trump entstanden. Er war von 2017 bis 2021 der 45. Präsident der USA. (Bild: Wikipedia, Gage Skidmore) Sowohl die Handelsrestriktionen als auch die möglichen Ausnahmen davon sind während der Präsidentschaft von Donald Trump entstanden. Er war von 2017 bis 2021 der 45. Präsident der USA. (Bild: Wikipedia, Gage Skidmore)

Eine nicht näher benannte Quelle von Reuters gibt an, dass die Hardware-Lieferungen von Intel für das aktuelle Matebook X Pro von Huawei auf einer bereits länger existierenden Lizenz basieren.

  • Rückschlüsse auf mögliche kommende Huawei-Produkte mit Intel-CPU oder neue beziehungsweise verlängerte Lizenzen lässt die kürzliche Neuvorstellung des Matebooks demnach nicht zu.
  • Ebenfalls wichtig in dem Zusammenhang: So einer Neuvorstellung gehen lange Planungen voraus und es wird schon weit im Vorfeld entschieden, welche Hardware darin genau zum Einsatz kommt.

Denkbar ist auch, dass der KI-Begriff die Reaktionen zusätzlich verschärft. Das legt eine Ergänzung von Reuters in Bezug auf Handels-Restriktionen für KI-Chips nahe. Sie haben nicht Intel, sondern vor allem Nvidia betroffen.

Zum Hintergrund: Der KI-Begriff wird aktuell oftmals mit großem technologischem Fortschritt in Verbindung gebracht. Sowohl Huawei als auch Intel nutzen ihn in der Werbung für das Matebook X Pro beziehungsweise für die Intel-Core-Ultra-CPUs.

KI-Chip ist nicht gleich KI-Chip

Hier zeigt Nvidias CEO Jensen Huang stolz die neusten (und extrem schnellen) KI-Chips des GPU-Herstellers. Hier zeigt Nvidias CEO Jensen Huang stolz die neusten (und extrem schnellen) KI-Chips des GPU-Herstellers.

Im Artikel von Reuters heißt es, dass die Intel-Chips laut einer weiteren Quelle nicht unter die besagten Restriktionen für KI-Chips fallen.

  • Unterschiedliche Hardware im Fokus: Das liegt daran, dass die Restriktionen auf eine ganz andere Art von Hardware abzielen. Genauer gesagt geht es um KI-Chips von GPU-Herstellern wie Nvidia.
  • NPU vs. GPU: Im Kern setzen zwar sowohl GPUs als auch die neuen Intel-Prozessoren mit sogenannter NPU vor allem auf Parallelisierung, um KI-Aufgaben zu erledigen. Wie genau und in welchen Anwendungsfällen das geschieht, unterscheidet sich jedoch stark.

Die Abkürzung NPU steht für Neural Processing Unit. Mehr zu dem Thema und zu den Unterschieden zwischen NPUs und GPUs erfahrt ihr im Artikel unter dem folgenden Link. Er ist zu der Vorstellung der neuen Intel-Prozessoren Anfang des Jahres entstanden:

Auch Gaming-Hardware war betroffen: Die zusätzlichen Beschränkungen des US-Handels in Bezug auf KI-Hardware haben zeitweise dazu geführt, dass Nvidias Top-Modell im Gaming-Bereich in Form der RTX 4090 in China kaum zu bekommen war und dass ihre Preise weltweit stark gestiegen sind.

Später hat Nvidia deshalb für den chinesischen Markt eine in der Leistung beschnittene Version unter der Bezeichnung RTX 4090D auf den Markt gebracht.

Es steht viel auf dem Spiel

Im Kern geht es bei dem Konflikt zwischen den USA und China gleich um mehrere Aspekte. Sie betreffen die Politik, die Wirtschaft, die Sicherheit und den Fortschritt.

  • Vor diesem Hintergrund gibt Kevin Kurland als US-Beamter für die Durchsetzung von Ausfuhrbestimmungen gegenüber Reuters an, dass die Handelsbeschränkungen Huaweis Zugriff auf US-Technologie bereits stark eingeschränkt habe.
  • Außerdem betont er, dass es nicht unbedingt darum gehe, das Wachstum von Huawei zu verlangsamen, sondern den Einsatz von US-Chips für bösartige Zwecke zu verhindern.

Die Zukunft ist ungewiss: Je nach Blickwinkel sind es offenbar unterschiedliche Ziele und Hoffnungen, die mit den Handelseinschränkungen verbunden werden. Wie genau sie sich letztlich auf die Sicherheit der USA und den Fortschritt Chinas auswirken, ist gleichzeitig schwer zu erfassen.

So oder so bleibt abzuwarten, wie sich die Handelsrestriktionen der USA gegenüber China entwickeln. Das Ergebnis der Wahl Ende dieses Jahres könnte darauf jedenfalls großen Einfluss haben.

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